Rückblick 2013

rueck2013Kostensenkung und Ressourcenausgleich durch IT

Schuldenbremse und Demographie als Chance für die IT in der Verwaltung auf dem Weg nach Übermorgen?
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat sich in Sachen IT für das kommende Jahr einiges vorgenommen. Dies machte der Vortrag von Hartmut Beuß, seit Beginn vergangenen Monats Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnik (CIO), beim diesjährigen Verwaltungskongress “e-nrw” des Behörden Spiegel EndeNovember in Düsseldorf. So sollen 2014 ein E-Government-Gesetz des Landes verabschiedet und ein neuer E-Government-Aktionsplan auf den Weg gebracht werden. Zu dem soll bereits im Januar die Open-Government-Strategie des Landes verabschiedet werden und in der Folge ein eigenes Open-Data-Portal für NRW eingerichtet werden. Viel zu tun also für den neuen CIO des Landes, der die rund 200 Teilnehmer von e-nrw, die vornehmlich aus Landes- und Kommunalverwaltungen kamen, jedoch vor einer überzogenen Erwartungshaltung an tiefgreifende kurzfristige Veränderungen durch die Schaffung seiner CIO-Stabsstelle warnte. “Wir sortieren uns derzeit noch”, gab Beuß offen zu. Dies ist keine sechs Wochen nach seinem Amtsantritt auch absolut nachvollziehbar, zumal man bedenken muss, dass die Stabsstelle derzeit noch mit der Hälfte der geplanten Mitarbeiter (Zielgröße 17) auskommen muss.

Andererseits gebe es ja bereits eine Vielzahl laufender Projekte, die er nun als CIO weiter vorantreiben werde. Eine ganzheitliche IT-Strategie könne er aber nicht “verkünden”. Dies entspricht auch nicht seinem Verständnis von der Funktion eines CIOs: “Eine IT-Strategie muss gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden”, so Beuß. Ohnehin wurde an zahlreichen Punkten seines Vortrags deutlich, dass es dem neuen CIO sehr stark auf einen ausgeprägten konsensorientierten Dialog innerhalb der Landesregierung und insbesondere auch mit “der kommunalen Familie” ankommt. Daher begrüßte er auch ausdrücklich, dass die Kommunen in NRW mit dem IT-Lenkungsausschuss ein Gremium geschaffen haben, welches die Kommunikation und Kooperation zukünftig sicherlich sehr vereinfachen dürfte.

Beim Thema E-Government setzt Beuß insbesondere auf eine bessere Verzahnung der Strukturen und eine Bündelung der Aktivitäten. Eine bessere Verzahnung mahnte er auch im Hinblick auf interne Verwaltungsabläufe an: “IT und Organisation müssen besser verzahnt werden. Hier brauchen wir eine gleichberechtigte Partnerschaft.” Dabei müsse immer beachtet werden, dass IT kein Selbstzweck sei, sondern ein Instrument, um die Services der Verwaltung schneller, besser und komfortabler zu machen. Eindeutig Position bezog der neue CIO bei der Diskussion “Sparen an der IT oder sparen durch die IT?”. Für ihn ist klar: “Modernisierung erfordert Investitionen.” Die durch IT-Investitionen erwirtschafteten Einsparungen auf der Verwaltungsseite würden oftmals nicht hinreichend beachtet, sondern nur die reinen IT-Kosten in den Blick genommen. “Es fehlt an der Gesamtbilanz”, fasste er seine Erfahrungen zusammen. Zudem betonte der CIO bei seinem zweiten öffentlichen Auftritt die Bedeutung der Verbesserung der Nutzerorientierung von E-Government-Angeboten. Hier müsse man zukünftig noch stärker in Lebenslagen und weniger in Zuständigkeiten denken. Offen, aber noch nicht entschieden zeigte sich Beuß bei der Frage, ob man analog zum IT-Planungsrat des Bundes und der Länder in NRW ein solches Gremium für Land und Kommunen schaffen sollte: “Dieses kann helfen, verbindliche Beschlüsse zu fassen, wenn diese anschließend auch tatsächlich umgesetzt werden”, zeigte Beuß die Notwendigkeit auf, dass ein IT-Planungsrat NRW dann auch einheitliche IT-Standards oder IT-Verfahren verbindlich beschließen müsste.


Vorträge 2013:

  • „IT-Koop Süd-Westfalen – Ein Statusbericht“
    Thomas Coenen, Geschäftsführer der KDZ Westfalen-Süd
  • „Die Antwort auf Fach- und Führungskräftemangel: Vernetzung und serviceorientierte Architekturen“
    Prof. Andreas Engel, Leiter IT, Stadt Köln
  • „Transparenz bei E-Government-Vorhaben: Online-Monitore in der Praxis“
    Sebastian Härtl, Professional Consultant, ]init[ AG für digitale Kommunikation
  • „Verwaltung 4.0“ – Die Korrespondenz zum Innovationsprojekt „Industrie 4.0“ Künftige und IT-basierte Führungsstrategien für die Verwaltung im Wettbewerb der Standorte – von Heute nach Übermorgen?
    Prof. Dr. Frank Hogrebe, IVM² – Institut für Verwaltungsmanagement, Mittelstandsforschung und Zukunftsplan
  • Investitionen in IT: die richtige Entscheidung trotz Finanzkrise der Kommunen?
    Guido Kahlen, Stadtdirektor, Köln
  • Bürger & Verwaltung vernetzt – Digitalisierung ganz alltäglich. Welche Antworten kann IT auf den gesellschaftlichen Wandel geben?
    Wolfgang Percy Ott, Leiter der Regierungsbeziehungen, Cisco Systems GmbH
  • Prozessbibliotheken als Standardisierungsmittel für die e-Akte oder ist vor Ort doch überall alles anders?
    Andreas Pamp, Referent  Informationsmanagement, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt)
  • Demographie und Investitionsschwäche der öffentlichen Haushalte in NRW – Kollaps öffentlicher Dienstleistung? Wie implementiert die Verwaltung die mit IT erzielbaren Einspareffekte?
    Dr. Thomas Pricking, Geschäftsbereichsleiter 1 – Zentrale Dienstleistungen, Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW)
  • Typologie und Kosteneffizienz elektronischer Bürgerdienste
    Harald Schumacher, Geschäftsführer der b.i.t. consult GmbH
  • Medienbruchfreie Prozesse zur Personalentlastung und -einsparung – Folgt in Zukunft die IT der Orga oder die Orga der IT?
    Beate van Kempen, Fachbereichsleiterin Kundenmanagement, IT-Kooperation Rheinland